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"Den Bruch wagen" Texte von und über Peter Kreisky

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 22.06.2019, 22:55 Uhr
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Wien [ENA] Wenn man nicht so intensiv in der österreichischen Politik gelebt hat, wie Peter Kreisky, ist es schwer seine Schriften gänzlich zu verstehen. Stellenweise lesen sie sich wie "gefährliche" Geheimdienstprotokolle, sind von einer bitteren Verachtung und Kritik politisch Andersdenkender oder Andersfühlender geprägt und schwelgen in weltpolitischen Problemen. Gut aber, dass es ein neues Buch mit seinen Schriften gibt.

Das Buch, "Den Bruch wagen" Texte von und über Peter Kreisky, wurde von Eva Brenner, seiner langjährigen Lebensgefährtin, herausgegeben und bei einer Buchpräsentation im Cafe Amacord in Wien, einem Lieblingscafe von Peter Kreisky, präsentiert. Angeblich, trank er dort am liebsten Apfelsaft. Politik ist für viele ein Faszinosum. Viele haben aber dafür keine Zeir, weil sie mit ihrer Lebensplanung beschäftigt sind. Da hat es der Berufspolitiker schon leichter, der oder die das Nützliche mir ihrer politischen Leidenschaft verbinden können. Wie man Peter Kreisky und seine politische Sichtweise, die in dem Buch sehr ausführlich zu Worte kommt, einschätzt, hängt auch davon ab, wie wir Österreich heute einschätzen.

Haben die Politiker*innen, zu denen auch Peter Kreisky gehörte, in der Vergangenenheit die richtigen Weichen gestellt? Hätte man vieles besser oder anders machen können? Ist Österreich heute krisenfest? Sicherlich sind wir den Weg des "grenzenlosen" Wachstums gegangen. Hat Peter Kreisky die geopolitischen Veränderungen, wie Kriege, Zuwanderung, EU-Erweiterung unterschätzt? Das würde ihn, trotz seiner scharfen politischen Analysen, letztendlich naiv machen und vielleicht gehört er dann zu jenen politischen "Gutmenschen", die gerade dabei sind, vor lauter "political correctness" Österreich zu verschenken. Das lässt auch die Frage zu, ob es nicht vielleicht Existenzangst ist, die sich hinter so manchem politischen Pathos verbirgt.

Und steht nicht vielleicht hinter Peter Kreiskys radikal-demokratischen, antiautoritären Forderungen nur der alte Materialismus, der als Gesellschaftsmodell fungiert für die von Arbeit und Not befreiten Massen, die jetzt als Touristen die Welt durchschwärmen und in der Freizeitkultur ihre "wahre" politische Heimat gefunden haben. Das Buch hat aber noch einiges mehr zu bieten. Da ist Eva Brenners schöner Beitrag, "Vom Versuch, Peter Kreisky zu verstehen", aber auch viele Weggefährten wie Hannes Svoboda, Walter Baier, Leo Gabriel oder Konstantin Kaiser haben politisch und persönlich einen Nachruf verfasst. Vielleicht fehlt aber die Sebstreflexion, die erklärt und zugibt, wie es zur politischen Wende in Österreich kommen konnte.

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